Direkt zum Hauptbereich

Posts

Vader Willem - Gamelan auf Blechnapf

    Willem, Vater von Professor Dr. Werner Knorb, war kein stiller Typ. Im Zoo Duisburg im Gehege gleich hinter dem Flamingoteich – war er jahrelang der inoffizielle Taktgeber des Affenhauses. Ein echter Primus unter den Primaten, gebaut wie ein Hüne. Sein Stammbaum? Zoointern lückenhaft dokumentiert. Man sagt, seine Vorfahren stammten ursprünglich aus dem Burger’s Zoo in Arnheim, aber Willem selbst war längst eine Institution: aufgewachsen in der dritten Generation in Menschenobhut, mit ausgeprägtem Geltungsdrang und einer Vorliebe für große Auftritte. Besonders vor der Fütterung. Denn Willem spielte. Nicht etwa Instrumente. Nein: Er spielte Napf. Einen schlichten Blechnapf, den er sich mit einem Bambusstab zur Klangskulptur umbaute. Seine Rhythmen waren keine Improvisation, sondern Erhebung. Fein verästelt wie balinesisches Gamelan – ohne Noten, ohne Regeln, aber mit Präsenz. „Wenn Willem loslegte“, erinnerte sich einmal Marion Ahlers , langjährige Pflegerin, „da war es muc...
Letzte Posts

Brass Beauty - Out Now!

  „Yes, I probably would sell more records if I did things a different way, but then I wouldn’t be happy.“ Professor Doktor Werner Knorb . Der Jazz-Schimpanse, wie er leibt und lebt. Das Rolling-Stone-Magazin hatte ihn interviewt und gefragt, warum sein neues Album Brass Beauty, das Stücke enthält, die nur eine Handvoll Jazzkenner beim dritten Glas Absinth in einem abgelegenen Pariser Kellerclub goutieren, nicht zugänglicher sei. Warum er sich den Weg zu einem breiteren Publikum so selbst verbauen würde. Knorb zuckte die haarige Schulter, schob die florale Brille nach oben und antwortete auf seine Weise:  „Ich bin nicht hier, um zu gefallen. Ich bin hier, um zu klingen.“ Dabei ist Brass Beauty kein sperriges Werk. Es ist nur eigensinnig. Patricia Barbers Black Magic Woman eröffnet das Album wie eine Einladung in ein mondbeschienenes Paralleluniversum. Maaloufs Nomade Slang zieht dann die Teppiche unter den Füßen weg – rhythmisch, schwebend, nie da, wo man ihn erwartet. Jeff ...

Brass Beauty – Folge VIII: Juste comme ça

  Nikki Yanofsky hatte im ehemaligen Pumpwerk Alte Emscher übernachtet. Sie war spät in Düsseldorf angekommen. Irgendwie wollte sie nicht ins Hotel. Zu kalt, zu funktional. - "Nikki, Du kannst im Labor pennen." - Knorb hatte ihr die Schlüssel unter die Fußmatte gelegt. Fritz hatte ein rotes Schokoherz auf das Feldbett mit dem dicken Carinthia-Schlafsack gelegt. Als Knorb morgens mit der Solex und den beiden Dackeln im Beiwagen zum Dienst erscheint, steht auf dem abgedeckten Vibraphon ein kleines Frühstücks-Buffet: Croissants, Bagels (Nikki ist aus Montréal) und je ein Happen grobe Leberpaté für die Herren Dackel. Knorb: „Das erste Mal hab ich dich 2011 in Montreux gehört. B. B. hatte mich gebucht. Ich sollte was Leichtes spielen zu "Key To The Highway". Ding der Unmöglichkeit. Ich hab’s trotzdem gemacht. Ich mach mich ja gern zum Affen. Kam tatsächlich gut an, mein Tüdelü. B. B. hat wie immer fürstlich gezahlt. Und dann... standet ihr plötzlich da.“ Nikki (blickt ...

Brass Beauty – Folge VII: Marie-Jeanne-Gabrielle

    „Ich werd oval. Die Tribordais kommen!“ Fritz schüttelt sich. Langhaardackel empört. Gustav schiebt die Brauen zusammen. „So. Jetzt ist er völlig durchgedreht. Der Amtstierarzt soll antanzen.“ Der Professor aber, barfuß wie immer, mit floraler Brille auf der Nase, blickt versonnen in die Nachmittagssonne, die durchs Fenster des ehemaligen Pumpwerks Alte Emscher fällt. „Ihr habt ja keine Ahnung“, murmelt er. „Das hier ist keine bretonische Schifferklaviertruppe. Ich hab sie gehört. Live. Bei La Meule en fête.“ Fritz verzieht die Lefzen. „Ich rieche Brackwasser.“ Knokke, Kneistival und königlicher Briefverkehr Es habe, so Knorb, alles in Knokke begonnen. Beim Kneistival stand er mit Dotan auf der Bühne. Der belgische König saß im Publikum, inkognito. „Nach dem Auftritt kam er zu mir, klopfte mir auf die Schulter und sagte nur: Formidable, Monsieur le Professeur.“ Am nächsten Tag lag ein Brief im Kasten – Farnblätter, Wachssiegel, schweres Papier: Einladung auf die Île d’Yeu....

Brass Beauty – Episode VI: Nimm mal lieber die Möhrchen

Helge Schneider schaut mal wieder auf Stippvisite im Jazzlabor vorbei: „Also Werner, dein Brass Beauty… du hast mir ja das Vorabdingens gemailt. Das is wie Oktoberfest mit Eierlikör! Ich hab Tränen gelacht und gleichzeitig ’n bisschen Gänsehaut gekriegt – das wird ein Meisterwerk, mein Lieber! Komm, lass uns ein bisschen klimpern. Hier in deinem schönen Pumpwerk.“ Sie improvisieren ein paar Runden: All the Things You Are, Autumn Leaves, Blue Bossa, Body and Soul. Als Helge mit Fly Me to the Moon anfängt, sagt der Professor: „Helge? Heeelge? Italiener?“ „Insalata Mista, Commendatore. Aye, aye. Aber subito. Die Herren Dackel, auf geht’s! Grobe Leberpaté liegt in der Luft.“ Zurück im Jazzlabor. Ob es die Macht der Gewohnheit ist oder ob der Grappa aufs Haus von Mario nachgeholfen hat – wir wissen es nicht. Wie immer sitzen beide an der Farfisa und spielen das Möhrchenlied. Sie prusten vor Lachen, als wäre das zum ersten Mal passiert. Knorb: „Helge, das kommt aufs Album.“ Helge: „Du hast g...

„Er spielte auf einer Lenorflasche“

  Exklusives Interview mit Marion Ahlers, Tierpflegerin im Ruhestand, über die frühen Jahre von Prof. Dr. Werner Knorb im Duisburger Zoo - wir unterbrechen unsere Serie Brass Beauty Ein Schimpanse spielt Tuba. Nein, das ist nicht der Anfang eines Witzes, sondern der Beginn einer der ungewöhnlichsten Musikerkarrieren des Ruhrgebiets. Wir sprechen im Café 43 am Markt in Beeck mit Marion Ahlers, Tierpflegerin in Rente aus dem Duisburger Zoo, die den heute weltbekannten Jazz-Professor in seinen frühesten Tagen begleitete. --- Frau Ahlers, Sie kennen Prof. Dr. Werner Knorb noch aus dem Zoo. Wie hat das damals alles angefangen? Ach, wissen Sie, in den 60ern war das noch eine ganz andere Welt. Kein Internet, kein Gedanke an Artenschutz wie heute – aber da war dieser kleine Schimpanse, der irgendwie… herausstach. Werner wurde bei uns im Affenhaus geboren. Seine Mutter, Helga, war eine stattliche Dame aus dem Ituri-Wald im Kongo, hergebracht im Zuge dieser traurigen Wildfangaktion. Das war ...

Brass Beauty – Folge V: Richard Galliano kommt (endlich)

  "Il es là, il est là, il es là", kläfft  Langhaardackel Fritz . Rauhaardackel Gustav stimmt ein: "So. Dann ab zur Tür." Vor dem ehemaligen Pumpwerk Alte Emscher, das heute als Jazzlabor von Prof. Dr. Werner Knorb dient, hält ein Citroën DS, bordeauxrot. "Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben." Der Professor eilt auf den Parkplatz. "Nous sommes ravis de vous accueillir, Richard ! On se tutoie ?" "Werner, bien sûr qu'on se tutoie. Super que ça ait marché. Un petit bonjour aux toutous. Laisse-moi d'abord arriver. Bouchon. Bouchon. Ich komm aus Bonn. Hatte heute Nachmittag eine Concert im Münster." Galliano nimmt sein Akkordeon vom Rücksitz, Wirft es über die Schulter und stapft ins Jazzlabor. Fritz hat Cannapés für einen Apéro vorbereitet, "Möchten Sie mal kosten?" - "Warum so steif, Leute", Galliano schnappt sich eine handvoll von den grazielen Köstlichkeiten und spült sie mit einem kräftigen Schluck...